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Eine Deutschstunde der besonderen Art durfte die Klasse 7a erleben. Anlässlich des Internationalen Tages des Dialekts am 21. 2. hatte sich ein Fernseh- und Radioteam des Bayerischen Rundfunks angemeldet, um einen Beitrag über das Buch des Bamberger Schriftstellers Rolf-Bernhard Essig „Holy Shit – Alles übers Fluchen und Schimpfen“ in einer Schulklasse zu drehen. Gemeinsam mit seinem musikalischen Kompagnon Franz Tröger führte Herr Essig die Schüler in die wunderbare Welt der Flüche ein. Zuerst waren die Schüler noch ungewohnt ruhig und verhalten, als sie aufgefordert wurden, ihre Lieblingsflüche vorzustellen. Kein Wunder, so der Experte, denn schließlich ist die Hemmung zu fluchen, in jahrelanger Übung von Eltern und Schule anerzogen worden. Allerdings sei Fluchen von höchster Stelle legitimiert worden: Bereits Adam und Eva wurden ja vom Herrn bei der Vertreibung aus dem Paradies verflucht. Und außerdem ist Schimpfen für die Psychohygiene von großem Nutzen, ja sogar gesund: In einem Experiment wurde nachgewiesen, dass man Schmerzen wesentlich besser erträgt, wenn man laut flucht, als wenn man die Zähne zusammenbeißt. Derart eingestimmt, ließen sich die Schüler doch dazu verlocken ihre Lieblingsflüche zu verraten, wobei nach allgemeiner Ansicht „Du Evolutionsbremse!“ der originellste war – für den es dann auch einen offiziellen „Fluchschein“ gab. Wie überhaupt die Kreativität eine ganz besondere Rolle beim Fluchen spielt. Etwa wenn man einem Bamberger wünscht: „Wachsn sollst du wira Zwiebl mi dm Schädel nei die Erdn!“ Essig und Tröger, die als das Duo „Die Streifenhörnchen“ mit ihrem Programm über Sprichwörter, Trinksprüche und Flüche vorwiegend in Franken, Bayern und Thüringen auftreten, haben verschiedene Schimpftiraden vertont, unter anderem Robert Gernhardts Schmähgedicht über das ehrwürdige Sonett. Gemeinsam mit der Klasse übten sie ihren Fluchkanon mit dem Titel „Haumdauchä“ ein und führten diesen für die „Abendschau“ des bayerischen Rundfunks auf. Anschließend beantworteten die Medienvertreter und die „Streifenhörnchen“ Fragen der Klasse zu ihrem Beruf, zur Erstellung von Fernsehbeiträgen sowie zur Absicherung der Nachrichtenbeiträge durch Faktenchecks. Gerade bei der Erklärung der Herkunft der Flüche wusste Herr Essig Erstaunliches zu berichten. Woher allerdings der wunderbare fränkische Fluch „Ihr Hollamöffel!“ kommt, konnte er auch nicht beantworten. Hinweise hierzu leitet der Verfasser dieser Zeilen gerne an den Sprachexperten weiter. Insgesamt war’s ein spannender Vormittag für die Freggä aus der 7a.

Und hier der Link für den Fernsehbeitrag:
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/abendschau/muttersprache-fluchen-flueche-100.html

Ulrich Steckelberg