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Reportage Transplantationszentrum

Vor ungefähr 4 Monaten kündigte uns Herr Mörsberger an, dass wir am 16. März 2018 einen Ausflug in das Transplantationszentrum Erlangen machen.

Erster Kommentar der Klasse: Spitze, keinen Unterricht; den Termin muss ich aufschreiben.

Was man darunter versteht oder was wir machen, hat uns nicht interessiert. Ein paar Wochen vor dem Ausflug haben wir uns, im Biologieunterricht, mit dem Thema Organtransplantationen näher befasst, aber, da ich trotzdem keine Ahnung hatte, was ich damit anfangen soll, dachte ich: Ok, googeln hilft vielleicht. Wenn man Transplantationszentrum Erlangen googelt, erhält man Informationen, wie, dass es um die Transplantation von Organen und speziell bei bereits verstorbenen Spendern geht, was man postmortale Organspende nennt. Davon spricht man, wenn nach eingetretenem Hirntod, also im Falle eines totalen Ausfalles der Gehirnfunktion, Organe gespendet werden. Außerdem erfährt man, dass in Deutschland etwa 11.000 Menschen auf ein Spenderorgan warten, die Spenderzahlen jedoch ständig sinken. Darüber hinaus wird erklärt, welche Organe im Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg verpflanzt werden, nämlich: Leber, Niere, Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Herz, Lunge, Dünndarm, aber auch Hornhaut oder Stammzellen/Knochenmark. Erlangen-Nürnberg ist nach München das größte Zentrum für Organtransplantation in Bayern und eines der führenden in Deutschland. Die Zahlen, wie 203 transplantierte Herzen, 343 Lebern, 3.253 Nieren und 100 Bauchspeicheldrüsen seit 2009 kann man auch finden, wobei die Zahlen wie gesagt abnehmen.

Mit diesen Vorinformationen fahren wir dann also in die Uni-Klinik Erlangen gefahren.

Jutta Weiss von der Deutschen Stiftung Organspende (DSO), hält einen Vortrag. Das zentrale Ziel der DSO ist es, jedem Patienten auf der Warteliste für das benötigte Organ möglich wird dieses auch zu bekommen. Außerdem erklärt sie, dass es einen Zusammenschluss von verschiedenen Ländern gibt, um Organtransplantationen durchzuführen, der sich Eurotransplant nennt. Der Sitz von Eurotransplant ist in den Niederlanden, weshalb darüber diskutiert wird, ob es in Deutschland eine eigene, zentrale Vergabestelle für Spenderorgane geben sollte. Denn sonst erfolgt die Organverteilung über Eurotransplant, also auch mit dem Ausland.

Die wichtigste Nachricht, die sie uns übermittelt ist: Es muss in Deutschland wieder mehr Organspender geben, weil sonst immer mehr Patienten sterben, da sie zu lange auf neue Organe warten müssen. Momentan sterben offiziell täglich 3 Patienten in Deutschland, da sie kein neues Organ bekommen, wobei die tatsächliche Zahl wohl bei 5 bis 6 Menschen liegt, da viele Patienten nicht mehr auf der Warteliste erfasst werden.

Was man sonst noch wissen sollte, ist, dass es keine Altersgrenze für Organspenden gibt, ja sogar, dass 20 % der Spender bereits über 70 Jahre alt sind. Dazu kommt noch, dass es bei eingetretenem Hirntod, was Voraussetzung für eine postmortale Spende ist, es keine Chance mehr auf Heilung gibt, man nicht einmal mehr aufwacht. Hirntod bedeutet, dass keine Gehirnfunktion mehr vorhanden ist, was von mehreren Ärzten bestätigt werden muss, die dazu auch nichts mit der späteren Organtransplantation zu tun haben.

Um einen Einblick zu bekommen, wie sehr Menschen leiden, die zum Beispiel auf eine Niere warten, sprechen wir mit einem Patienten, der erst kürzlich eine neue Niere bekommen hat. Die Dialyse, die dieser vor der Transplantation benötigt hat, war sowohl für ihn, als auch für sein Umfeld eine große Belastung. Sich vorzustellen nicht in den Urlaub fahren zu können, ohne jeden zweiten Tag ins Krankenhaus zu müssen, nicht arbeiten zu können, keine spontanen Ausflüge machen zu können und so weiter, ist nicht sehr berauschend.

Es gibt dennoch viele Menschen, die sich gegen eine Organspende aussprechen, was auch verständlich ist, wenn man vom Transplantationsskandal von 2012 weiß.

Was das sein soll, habe ich erst nach der Erklärung durch Jutta Weiss verstanden…

Ärzte haben die Warteliste so manipuliert, dass ihre eigenen Patienten weiter nach oben rutschen und dadurch früher ein Spenderorgan erhalten.

Die Organverteilung basiert auf dem Prinzip, dass Dringlichkeit und Erfolgsaussichten die maßgeblichen Kriterien zur Vergabe der Organe sind, wobei die Gerechtigkeit immer ein zentraler Konflikt ist.

In Deutschland gibt es nun seit über 20 Jahren ein Transplantationsgesetz, wie uns Regierungsrat Sebastian Bruch des Bayrischen Ministeriums für Umwelt und Gesundheit erklärt. In diesem Gesetz sind alle Rechte von Spendern und Empfängern aufgelistet, aber auch, dass immer eine Zustimmung zur Organspende vorliegen muss, nicht wie beispielsweise in Spanien, ein Widerspruch. Es herrscht aber in Deutschland keine Entscheidungspflicht, wobei sich jeder über 14-jährige gegen eine Organspende aussprechen kann und jeder über 16-jährige dafür. Hierbei hat man noch die Möglichkeit auf dem Organspendeausweis diejenigen Organe und Gewebe anzugeben, die man spenden oder auch nicht spenden möchte. Hat sich ein Mensch zu Lebzeiten jedoch weder schriftlich, noch mündlich für oder gegen die Spende entschieden, so liegt die Entscheidung bei den Angehörigen. Zuerst haben Ehepartner, dann volljährige Kinder, Eltern, Geschwister und schließlich Großeltern die Entscheidungsgewalt. Natürlich ist es keine leichte Aufgabe darüber zu bestimmen, da man erst vom Tod des Angehörigen erfahren hat und dann sofort über eine Organspende entscheiden soll. Was man noch dazu sagen muss, ist, Patienten ja „nur“ hirntot sind, was bedeutet, dass teilweise ihre Reflexe noch funktionieren, da man dafür das Gehirn nicht zwingend benötigt. Dadurch ist es deutlich schwerer zu verstehen, dass dieser Mensch tot ist.

Jedoch ist eine Organspende nicht nur für die Angehörigen des Patienten, sondern auch für die Ärzte sehr anstrengend, wie uns Dr. med. Markus Kondruweit, Oberarzt der Klinik für Herzchirurgie, darlegt. Das liegt daran, dass die Organe, wenn sie sich außerhalb des Körpers befinden, auch nicht ewig lang gelagert werden können und so schnell wie möglich in den Körper des Empfängers verpflanzt werden müssen. Zum Beispiel können Herzen 4-6, Lunge 8-12, Nieren gut 24 Stunden gelagert werden, ohne Schaden zu nehmen, was bedeutet, dass der Transplantationsarzt speziell bei Herzen sehr schnell sein muss, jedoch trotzdem präzise und genau arbeiten muss.

Um etwas über die Transplantation von Nieren zu erfahren beantwortet uns Dr. med. Mario Richterstetter Fragen aller Art.

Organtransplantation hat auch viele Probleme, da in Deutschland ca. 10 Spender auf 1 Mio. Einwohner kommen, womit Deutschland sehr schlecht abschneidet im internationalen Vergleich. Auch die Erfolgsrater deutscher Herztransplantationen zum Beispiel ist im internationalen Durchschnitt schlecht, wie Dr. Kondruweit erklärt. Begründen lässt sich dies dadurch, dass wegen der wenigen Spender auch Organe verpflanzt werden, die nicht mehr in einem einwandfreien Zustand sind, oder bei denen der Spender schon über 50 Jahre alt ist. Dazu erzählt Dr. Kondruweit aus der Zeit, in der er Assistenzarzt war, und seinen Oberarzt wegen der Verfügbarkeit eines Spenderorganes benachrichtigt hat. Tat Dr. Kondruweit dies jedoch bei einem über 50-jährigen Spender, so hat er die Frage, warum er seinen Oberarzt überhaupt wecke, beantworten müssen. Heute sind die Bedingungen anders, denn es werden alle Spenderherzen, egal, ob der Spender über 50 Jahre alt ist, mit Kusshand genommen und verpflanzt.

Meiner Meinung nach sollte jeder darüber nachdenken, ob er nach dem Tod seine Organe spenden möchte oder nicht. Bei Organen, wie Leber und Nieren kann jedoch auch eine Lebendspende durchgeführt werden, was aber nur an enge Verwandte möglich ist. Dies ist aber nur in den seltensten Fällen möglich.

Obwohl der Ausflug interessant war, werde ich wohl einen Großteil schon wieder vergessen haben, aber ich glaube die wichtigste Nachricht ist hängen geblieben. Nämlich, dass man über Organspende nachdenken und sich entscheiden sollte, um Menschen das Leben zu retten, wobei man selbst froh wäre, wenn man in der Situation wäre, in der man ein Spenderorgan bräuchte.

Also kann ich den Appell, Organe zu Spenden und Menschen zu helfen und dem eigenen Tod vielleicht einen Sinn zu geben, nur weitergeben, jedoch ist es auch verständlich und akzeptabel, wenn jemand sich gegen die Organspende ausspricht.

Elina Wagner für die 10d