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Lesung mit Andrea Ulich für drei siebte Klassen

Gemeinsam mit dem Autoren Andreas Ulich und „Benfatto“, dem Titelhelden er gleichnamigen Romans, begaben sich am Freitag, den 01.07.22 die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7a, 7b und der 7e im MZR auf eine Zeitreise in das Bamberg des Jahres 1812. In der spannenden Lesung folgten die Schüler dem dreizehnjährigen Jungen, der sich ohne Eltern durchs Leben schlagen muss, bei seinen Abenteuern in ihrer Heimatstadt.

Bei dem Versuch, sich aus Hunger ein Huhn zu stehlen, wird er gleich zu Beginn des Romans von dem Fleischer Erlauer erwischt, der ihn kurzerhand in die Regnitz befördert. Vor dem Ertrinken rettet ihn der Musikdirektor und Dichter E.T.A. Hoffmann. Und weil Benfatto, der mit richtigem Namen Chrys heißt, nicht nur Nichtschwimmer, sondern auch noch Analphabet ist, aber unbedingt Lesen und Schreiben lernen möchte, heftet er sich an die Fersen des gelehrten Mannes. Hoffmann respektiert diesen Bildungshunger und wird, wenn auch manchmal gegen seinen Willen, zu Benfattos Förderer.
Gefährlich wird es für ihn, als er einer Bande, die verdorbenes Fleisch verkaufen will, in die Quere kommt. Und ganz nebenbei gilt es auch noch, die erste Liebe zu Julia, einer Tochter aus gutem Hause, zu verkraften.

Das historische Bamberg von vor zweihundert Jahren wirkt auf die Schülerinnen und Schüler dabei gleichzeitig vertraut und sehr fremd: Chrys Hakenschlägen durch die Straßen mit den bekannten Namen gedanklich zu folgen, fällt leicht. Aber die Gerüche und Geräusche, die sehr plastisch wiedergegeben werden, irritieren. Wie gut, dass es heute nicht mehr nach Kadaver riecht, wenn man durch die Stadt geht! Auch ist es aus der Sicht eines heutigen Jugendlichen kaum vorstellbar, mit dreizehn Jahren auf sich allein gestellt zu sein und weder lesen noch schreiben zu können.

Da Andreas Ulich aber nicht nur Autor, sondern auch Schauspieler ist, versteht er es, allen Figuren so ihre eigene Stimme zu verleihen, dass sie für die Schüler lebendig werden. Angefangen vom mal pfiffigen, mal auch ängstlich klingenden Chrys über die schnarrende Stimme E.T.A. Hoffmanns bis hin zu der distanziert-überheblichen Stimme einer gehobenen Bürgerin entsteht beim Lesen ein wahres Kopf-Theater.

Und so gab es dann auch im Anschluss eine ganze Reihe von Fragen, die die Schüler Andreas Ulich gerne stellen wollten, nicht zuletzt die, wie er dann auf Benfatto gekommen sei. Der Autor erzählte den Schülern, dass ihn E.T.A. Hoffmann, der 4 ½ Jahre in Bamberg lebte und als seltsamer Typ und schwieriger Charakter galt, schon lange interessiere. Auf die Idee zu Chrys Geschichte sei er dann bei einem Konzert der Bamberger Symphoniker gekommen. Während diese Mahlers 7. Symphonie spielten, sah er den Jungen durch Bamberg rennen. Er habe dann – wie Hoffmann- losgelegt und sich zum Teil gewundert, was seine Figuren so getrieben haben. Vom Konzert im Sommer 2011 bis zur Veröffentlichung im September 2021 seien dann zehn Jahre vergangen.

Das spannende Ergebnis, das pünktlich zu Hoffmanns 200. Todestag erschien, wird vielleicht den einen oder anderen Siebtklässler in die Sommerferien begleiten.