Am Mittwoch, den 19. Juni 2024 starteten die Klassen 9a, d, e, f zum Tagesausflug in die rund 150 Kilometer entfernte KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Nachdem die Neuntklässler den zweiten Weltkrieg im Unterricht wochenlang behandelt hatten, sollten sie heute mit den Gräueltaten der NS-Zeit konfrontiert werden. In Bayern gilt für Gymnasiasten und Realschüler die Verpflichtung, diesen besonderen außerschulischen Lernort einmal gesehen zu haben.
Die Klassen wurden am Eingang von diversen Guides in Empfang genommen und meine Klasse wurde dem Tourguide Stephan Troidl zugeteilt. Wir versammelten uns auf dem großen Platz vis-à-vis der ehemaligen Kommandantur, der Schaltzentrale des Konzentrationslagers. Im aktuellen Film „The Zone of Interest“ wird diese perverse Lebenssituation sehr deutlich skizziert. Die NS-Offiziere lebten wie normale Bürger in gepflegten Villen mit ihren Familien in der Nähe getrennt durch Mauern. Wir sahen nur noch die Stützpfosten des Eingangs mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“
84.000 Männer und etwa 16.000 Frauen waren in Flossenbürg und den Nebenlagern während der NS-Zeit von 1938-1945 in Baracken untergebracht und mussten sich dort ein Hochbett zu dritt teilen. Die Arbeitszeit begann in den Sommermonaten zwischen 4.00 Uhr und 4.30 und alle mussten zum Morgenappell auf dem großen Platz antreten. In der kurzen Mittagspause bekamen die Gefangenen eine minimale Versorgung und viele starben bereits in Folge an Unterernährung. Die tägliche Arbeitszeit in den nahegelegenen Steinbrüchen dauerte bis 18.30, um 19.00 war noch einmal Zählappell und um 21.00 musste das Licht ausgeschaltet werden.
Da die Essensboxen untereinander oft gestohlen wurden, banden sich die Gefangenen die Becher und die blecherne Essensbox an der Kleidung fest. Nach einem kurzen Besuch im Museum, in dem sich die Schüler frei bewegen konnten, beschäftigten sie sich mit dem Inhalt der diversen Schautafeln. Anschließend wurden wir in den Keller des Museums geführt. Hier bekamen wir einen Einblick in das menschenverachtende, dunkle und kaum vorstellbare grauenvolle System des NS-Regimes. Die Menschen mussten sich nackt ausziehen, wurden mit Hochdruckschläuchen abgespritzt, verloren die letzte Würde und ihre Identität und bekamen nur noch eine Nummer eingebrannt.
Zum Abschluss zeigte uns der Guide noch einen Wachtturm und erläuterte uns die Funktion der Vernichtungsplätze und wies uns auf das noch bestehende Krematorium hin. Als die Amerikaner 1945 das Lager auflösten, entdeckten sie noch viele Stellen mit der Asche der verbrannten Häftlinge und ließen eine Aschepyramide als Denkmal errichten.
Fazit dieser Exkursion:
„Wir haben Glück, dass wir heute leben dürfen und nicht zur Zeit des zweiten Weltkrieges.“
Eine andere Schülerin meinte: „Ich bin froh, dass ich diesen Ort verlassen kann, wann ich will, aber andere konnten das nicht.“
Exkursionen zu den einstigen Vernichtungslagern sollen uns Jugendlichen zu einer stabilen, demokratischen Grundhaltung verhelfen und uns immun gegen Antisemitismus und Rassismus machen.
Autor: Joshua Maier, 9e
Fotos: Helen Lang, 9e