Inspiriert von unserer Lektüre des aktuellen Jugendbuches „Krakonos“ von Wieland Freund (herzlichen Dank an Lesefutter-Koriphäe Frau Reidelshöfer für den wunderbaren Literaturtipp!) verfasste Klasse 7a im Homeoffice tolle Paralleltexte zum Roman.
Die Protagonisten der Geschichte Nik und Levi, zwei Brüder im Teenageralter, leben in einer hochtechnisierten Welt. Eines Tages treffen die beiden Jungen auf den Gestaltwandler Krakonos und ein spannendes Abenteuer beginnt.
Während Nik, der ältere der beiden, ganz Teil seiner digitalen Umgebung zu sein scheint, findet Levi, der kleine Bruder, seine wahre Zufriedenheit abseits der Bildschirme, nahe bei Krakonos, dem Urwesen. Wie Levi sich bei seinem ersten Ausflug in die Natur fühlt und was er erlebt, haben sich Schülerinnen und Schüler der Klasse 7a ausgedacht. Hier eine Auswahl ihrer Texte. Viel Spaß beim Lesen!
Birgit Kraus
Deutschlehrerin der Klasse 7a
Paralleltext zu Wieland Freunds „Krakonos“ von Julius Amann, Klasse 7a
Thema: Levis erster Ausflug in die Natur
Es war ein Abend wie jeder andere und Levi lag hellwach in seinem Bett. Er konnte sich den Fuchs von letzter Nacht einfach nicht aus dem Kopf schlagen. Er war fasziniert von diesem Tier, es war das erste Mal in seinem Leben, dass er ein solches gesehen hatte. Die Academy war langweilig; nur Technik und Computer (wofür sich Levi überhaupt nicht interessierte). Er wollte nach draußen, aber Nik wollte das nicht. Warum? Fand er das hier nicht auch etwas öde? Sein Entschluss stand fest: Er würde nach draußen gehen, und den Fuchs suchen. Vielleicht hatte er Glück, wer wusste das schon? Er stieg aus seinem Bett und ging zu Niks Wabe. Nach ewiger Diskussion konnte Levi seinen Bruder endlich dazu bringen, mit ihm nach draußen zu gehen. Sie nahmen den gleichen Weg wie in der Nacht zuvor, gingen durch einen geheimen Tunnel, welchen Levi gefunden hatte, als er damals nach einer Bärenhöhle gesucht hatte. Eigentlich war der Tunnel nur ein riesiges Abflussrohr, aber Levi interessierte das nicht. Dann waren sie draußen angekommen. Frische Luft, Erde unter den Füßen und das Rauschen des Windes. Hier fühlte Levi sich frei. Doch dort, was war das? Ein kleines Licht. Es wurde immer größer. Dann hörten sie Stimmen. „Schnell weg!“, wisperte Nik. Sie schlichen so schnell und leise wie möglich zu einem der vielen Bäume und langsam kam bei Levi Panik auf. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Jetzt würden sie von den Sicherheitsmännern der Academy aufgespürt werden. Das wäre gar nicht gut. Nik und Levi waren nun auf den Baum geklettert. Unten an ihnen liefen die Wachleute vorbei. Ein Glück! Sie hatten Nik und Levi nicht entdeckt. „AAAH!“, schrie Nik und fiel vom Baum. „Da ist irgendetwas!“ Die Wachleute hatten nichts bemerkt. Jetzt sah auch Levi, was Nik gemeint hatte. Er lachte und streichelte den Raben, welcher Nik so erschreckt hatte. „Das ist doch nur ein Rabe, Nik!“, lachte er. Aber dieser Rabe war ziemlich zutraulich. Noch niemals hatte Nik einen solchen Vogel aus der Nähe betrachtet. Die warmen, flauschigen Federn und der schwarze Schnabel. „Komm rauf, Nik!“, sagte Levi, doch als er sich umdrehte, hatte er auf einmal die Dreadlocks eines Mannes mittleren Alters in der Hand, nicht die Federn des Raben. Der Rabe hatte sich in Luft aufgelöst. „Wer sind Sie? Lassen sie meinen Bruder gehen!“, rief Nik, doch Levi starrte wie gebannt auf den Mann. Es war, als ob die Bäume sich zu ihm neigten und die Vögel ihm Lieder zwitscherten. „Wer bist du?“, fragte Levi. „Ich bin Horak. Marek Horak!“ Mit diesen Worten sprang der Mann vom Baum und Levi auch. „Ich brauche eure Hilfe“, sagte der Mann namens Horak, “ denn ich werde verfolgt. Mehr müsst ihr erstmal nicht wissen. Ich bin kein normaler Mensch wie ihr, wisst ihr? Springt auf!“ Hatte er sich verhört? Springt auf? Wo denn? Levi wusste nicht, was er tun sollte, doch irgendetwas strahlte dieser Mann aus, nur wusste Levi noch nicht genau, was das war. Er hörte Nik keuchen und schaute auf. So etwas kannte er bisher nur aus Filmen, und dieses Tier hatte er bisher nur aus Büchern gekannt. Ja, vor ihnen stand tatsächlich ein kleiner Elefant. Er traute seinen Augen nicht. Das, was er hier sah, war unglaublich. Hinter der Mauer der Academy waren plötzlich Stimmen und Autoreifen zu hören. Tiefe Männerstimmen. Levi wollte nicht herausfinden, wer diese Personen waren. Er überlegte nicht lange. Nik half ihm, auf den Elefanten zu steigen und stieg danach auch auf. Und schon ging es los, der Elefant sprintete auf die Mauer zu. War dieser Elefant verrückt geworden? „KRACH!!!“ Es war ein ohrenbetäubender Lärm. Hinter der Mauer stand ein großer Lieferwagen, welchen der Elefant einfach zerquetschte. Die Leute, die in der Nähe des Wagens standen, schrien. Der Elefant sprintete unbeirrt weiter. Irgendwann beruhigte sich Levi und nach einer Viertelstunde kamen sie bei einem Waldrand an. Inzwischen war es auch schon sehr dunkel geworden. Ein Reh lugte hinter den Bäumen hervor und die Eulen riefen nach ihnen. Auch die Vögel flogen auf den Elefanten und auf Levi und Nik zu. Levi fühlte die ledrige Haut des Elefanten und er wusste: Er war dort, wo er schon immer hatte sein wollen: IN DER NATUR.
Paralleltext zu Wieland Freunds „Krakonos“ von Ben Heger, Klasse 7a
Thema: Levis erster Ausflug in die Natur
Es war nachts in einer der Waben auf dem Quip.com-Gelände. Levi lag wach in seinem Bett und starrte an die Decke. Er wendete sich auf die linke Seite um zu sehen, wieviel Uhr es war. 03:42 zeigte seine Digitaluhr auf dem Nachtisch an. Das Weckersymbol blinkte im Sekundentakt. Levi setzte sich aufrecht in seinem Bett hin. Er sah zu Nik hinüber, der schlief wie ein Stein. Wo waren seine Klamotten? Levi öffnete den Schrank und nahm sich ein Quip.com- T-Shirt, eine Hose, Socken und seinen Lieblingspullover heraus. Ihm passten die Kleider wie angegossen, er zog sich schnell an. Seine Sneaker nahm er in die Hand.
Er lief auf Zehenspitzen zum Serverraum 2, denn dort gab ein Fenster, das man ohne Probleme öffnen konnte. Levi schaute noch einmal, ob die Luft rein war, dann ging er ohne zu zögern in den Serverraum. Das Fenster war auf Brusthöhe in die Außenwand des Gebäudes eingelassen. Levi kletterte auf die Kisten, die vor dem Fenster standen. Mit einer Bewegung war das Fenster offen. Ein kühler Wind wehte ihm ins Gesicht. In Levis Kopf ratterte es wie in einer Fabrik, er hatte so viele Gedanken. Was würde Nik machen, wenn er ihn erwischen würde? Was, wenn das Fenster zuging? Was, wenn er nicht mehr zurückfinden würde? So viele Gedanken, aber er war hinaus gegangen um seinen Kopf frei zu bekommen und um ein paar Tiere sehen zu können. Er fühlte sich frei oder war es ein anderes Gefühl? Er kannte es nicht. Levi war bereits an der ersten und zweiten Datsche vorbeigelaufen und hielt seinen Kurs auf die dritte und letzte Datsche. In dieser hatten Nik und Levi einmal eine Ratte gesehen und das freute Levi. Nik verabscheute Insekten oder andere Tiere. Levi hörte, wie ein paar Vögel davonflogen, draußen war es dunkel und kalt. Hier und da streifte ein hoher Grashalm seine Hand. Plötzlich stand ein Mann mit einem peltzartigen Gewand vor ihm. Levi fragte den Mann, wie er hieß und dieser antwortete: “Horak, mein Name ist Horak”. Levi stellte sich vor und der Mann fragte ihn, in welchem Jahr und wo er sei. Levi antwortete rasch: “Es ist das Jahr 2021 und Sie sind auf dem Quip.com-Gelände”. Der Mann ging auf und ab. Er grübelte. Levi fragte ihn, worüber er nachdachte und erhielt die Antwort. “Ich, Horak, suche meine Freunde.” Es war inzwischen etwas heller geworden, der Morgen nahte.
Der Mann sagte, er müsse gehen und verabschiedete sich von Levi. Er verwandelte sich in einen wunderschönen Raben und flog davon. Levi sah ihm noch nach und machte sich auf den Weg zum Fenster. Er würde auf jeden Fall öfters zu den alten Datschen gehen um zu sehen, ob er noch mehr Tiere fand. Er strich sich durch sein langes Haar und kletterte durch das Fenster. Levi nahm sich vor, mehr über den mysteriösen Horak herauszufinden, egal was es ihn kostete.
Paralleltext zu Wieland Freunds „Krakonos“ von Johanna Böhm, 7a
Thema: Levis erster Ausflug in die Natur.
Levi lag in seiner Wabe. Er konnte nicht schlafen. Obwohl seine Augenlider schwer waren, fühlte er sich nicht bereit sich für heute Abend in das Land der Träume zu verabschieden. Das blaue Licht der LEDs blendete ihn beinahe. Er dachte nach. War Nik noch wach? Würde er jetzt mit ihm reden wollen? Es war spät in der Nacht. Jedenfalls hatte Levi das Gefühl, es sei schon nach Mitternacht. Diesem Gefühl vertraute er auch vollständig, erstens weil sein Smartphone nicht Greifweite war und zweitens, weil sein Zeitgefühl über den Zeitraum wirklich gut geworden war. Levi mochte es nicht, immer am Handy zu sein, weshalb er auch nicht alle fünf Minuten eine Uhr bei sich hatte. Er hörte ein Geräusch. Obwohl er es nicht zuordnen konnte, hatte er den Drang ihm zu folgen. Ein wenig dumpf hörte es sich an, wie polternde Kartons oder ähnliches. Levi fasste einen Entschluss. Er wollte nachsehen. Doch sollte er das wirklich alleine tun? Leise, sehr leise, kaum hörbar krabbelte er an sein Bettende. Er zog Nik sanft die Decke vom Körper und merkte, dass sein großer Bruder überhaupt nicht schlief. Kommunikation funktionierte bei den beiden ohne Worte. Nik musste das Geräusch ja auch gehört haben. Warum dann unnötig laut sein oder reden? Mit einem Nicken in Richtung Tür wollte Levi Nik symbolisieren, dass er dem Geräusch folgen wollte. Dieser zögerte. „Bitte!“, flüsterte Levi flehend. Nik nickte langsam und stand auf. Levi spürte Niks warme Hand, die ihn sanft durch das Zimmer führte. An der Tür angekommen, hörten die Jungen ein ähnliches Geräusch, dieses Mal war es… klirrender. Levi konnte selbst kaum die Schritte von sich und seinem Bruder hören, so leise waren sie. Levi fuhr ein Schauer über den Rücken. Unter den umgeworfenen Kartons war eine Ratte zu sehen. Für Levi nichts Schlimmes, er mochte Ratten. Er hatte sich nur erschreckt. Ein paar Schritte weiter starrte Levi der Knauf eines Fensters an. Levi wollte die Ratte hinausbringen. In die Freiheit. Das versuchte er auch Nik zu erklären. Dieser wollte zuerst wieder zurück in die Wabe, doch er konnte seinem Bruder diesen Wunsch nicht abschlagen. Levi wusste das. Er hatte schon auf eigene Faust versucht, die Ratte in die Hand zu nehmen. Als er es schaffte, spürte er die Krallen der Ratte, die leicht in seine Haut drückten. Nik öffnete das Fenster. Manchmal hatte Levi das Gefühl, Nik könne Gedanken lesen. Levi versuchte auch, ihn tatkräftig zu unterstützen, jedoch hielt er die Ratte in der Hand. Außerdem dachte Levi die ganze Zeit darüber nach, wo genau er die Ratte absetzen könnte. Über einen Stapel Kartons war Levi nach draußen gelangt. Nik folgte ihm. Levi fühlte sich schon selbstständig. Also lief er zielorientiert auf einen Baum zu. Der Junge hörte das Zirpen der Grillen und leise Partymusik aus dem Inneren der Stadt. Die Ratte versuchte aus Levis Hand zu entfliehen. Das war sein Zeichen. Unter einem Baum, bei einer Mauer setzte er sie ab. Levi sah das Tier schnell wie ein Minirennwagen weglaufen. Er fühlte sich wohl. Die kalte Nachtluft umspielte seine Nase. In Niks Gesicht sah Levi ein Fragezeichen. Was willst du denn jetzt noch machen? Das war die Aussage seines Gesichtsausdruckes. Levi ging mit langsamen Schritten auf den Baum zu und spielte mit der Rinde. Levi konnte ein Muster im Stamm erkennen. Im Kopf suchte der Junge nach dem Namen des Käfers, der dafür verantwortlich war. Sorgenkäfer, Schlaukäfer. Levi musste schmunzeln. Lustige Namen dachte er sich da aus. Er dachte weiter nach und kam auf den Namen: Borkenkäfer. Levi ließ seinen Finger über die Einkerbungen gleiten und drehte sich zu Nik. Sein großer Bruder war offenbar total gelangweilt. Alles war ruhig. Levi konnte sein eigenes Herz klopfen hören. Diese Stille wurde durch den Schrei eines Uhus beendet. Levi riss fasziniert den Mund auf und lauschte. In seinem Kopf hallte das Geräusch des Uhus wider. Der Junge genoss es, den Tieren zu zuhören. Urplötzlich hörte Levi die Glocke eines Kirchturmes. Im Kopf zählte er mit. Zwei Uhr. Es war Zeit, wieder ins Bett zu gehen. Levi war sich trotzdem noch nicht sicher, ob er schlafen würde. Auf dem Weg zurück in die Academy und in die Wabe hatte Levi einen Entschluss gefasst. Zukünftig würde er sich nur der Natur widmen. In der Schule war er sowieso nicht der Beste. Zurück im Zimmer, holte Levi sein Tablet und suchte im Internet nach den Bildern von Ratten. Er war sich sicher, diese Art von Ausflug in der Nacht musste er mit Nik noch einmal wiederholen.
Paralleltext zu “Krakonos” von Jule Vedder
Levis erster Ausflug in die Natur
Es war schon Abend. Nach einem öden Abendessen ging Levi in seine Wabe. Die anderen Jungs waren ihm egal. Er wollte lieber ein Buch über Ratten und Mäuse lesen. Doch was war das! Da war eine Spur von Weizenkörnern. Levi wollte unbedingt wissen, was da vor sich ging. Die Spur führte in eine von den drei Kammern. Was sollte er tun? Zu Nik und den anderen Jungs oder der heißen Spur hinterher? Er beschloss der Spur hinterherzugehen. Er stieg durch ein kleines Fenster und – zack! – war er draußen. Es war eine angenehm warme Sommernacht. Er hörte unzählige Vögel zwitschern. Einer lauter als der andere. Da! Da war die Spur wieder. Er lief den moosigen Weg entlang, bis er bei einer riesigen Eiche ankam. Doch die Spur führte weiter in Richtung Schrebergärten. War das die Spur von einer Ratte? Es wurde immer dunkler. Vielleicht sollte er doch umkehren. Vielleicht machte sich Nik Sorgen? Fragen über Fragen. Er war hin- und hergerissen, doch er fasste einen Entschluss. Er ging weiter. Nun war er bei den Schrebergärten angekommen. Sie waren sehr alt. Sie waren voller altem Moos. Von unten bis oben. Und sie sahen unbewohnt aus. Die Spur führte ihn zu einem der alten Gärten. Sie endete an einem steckdosengroßen Loch. “Mist, wie komme ich jetzt hier rein?”, dachte er sich. Doch plötzlich sah er ein kaputtes Fenster. Dort würde er locker durchkommen. Nach einigen Versuchen schaffte er es schließlich und war in der Gartenhütte. Es war finster. Langsam, aber sicher gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er konnte wenigstens ein bisschen was sehen. Plötzlich hörte er ein leises Piepsen. Es kam von dem kleinen Loch. Langsam tastete er sich vor und spürte etwas kleines Flauschiges. Es war eine veränstigte, faustgroße Haselmaus. Was sollte er tun? Vielleicht war sie verletzt, oder hatte sie ihre Artgenossen verloren? Er musste mit der kleinen Maus zurück. Er nahm sie behutsam auf und lief so schnell wie möglich zurück zur Academy. Dort angekommen, rannte er zu Nik. Doch was, wenn er nicht einverstanden war, sie hierzubehalten? Egal, er brauchte Hilfe! Nach ein bisschen Überredungskunst hatte er es geschafft, die Maus hierzubehalten. Am nächsten Tag ging es der Maus schon viel besser und er brachte das Tierchen zurück zu ihrem Versteck. Doch anstatt sie alleine zurückzulassen, waren ihre Artgenossen zurückgekehrt. Er war erleichtert und auch stolz der kleinen Maus geholfen zu haben. Er wollte auch in Zukunft Tieren und besonders Mäusen und Ratten helfen.